Kehl, Ruben
Eventmanagement / stellvertretende Amtsleitung Amt für Kultur, Tourismus und Stadtmarketing
Amt für Kultur, Tourismus und Stadtmarketing
Das Herzstück des Gaildorfer Pferdemarkts sind die drei Prämierungsveranstaltungen auf der Kocherwiese.
Pferde waren seit dem Mittelalter begehrte Arbeitstiere, die die Feldarbeit erleichterten. Allerdings konnten sich nur wenige Bauern tatsächlich Pferde leisten, üblicherweise wurden Ochsengespanne verwendet. Im Laufe des 19. Jahrhunderts allerdings setzten sich Pferde als Arbeitstiere in der bäuerlichen Landwirtschaft durch, versprachen sie doch durch ihre Arbeitskraft höhere Erträge.
Mit dem Ende des Ersten Weltkriegs lag die Pferdezucht im Limpurger Land darnieder. Weder gab es Zuchtziele, noch eine Organisation, die die Zucht organisierte oder überwachte. Gezüchtet wurde eher zufällig auf dem eigenen Hof, indem man vom Nachbarort einen Hengst auslieh.
Mit dem Beginn der 1920er Jahre und dem durch die Folgen des Ersten Weltkriegs verursachten Wandel in der Landwirtschaft, etablierte sich in Gaildorf ein Pferdezuchtverein. Um einflussreiche Pferdehalter herum und den Oberamtstierarzt Dr. Fritz Bickele gründete sich die erste Organisation im Limpurger Land „zur Hebung der Pferdezucht“. Man kaufte einen Deckhengst aus Westfalen und ließ diesen die Stuten im Limpurger Land belegen. Ziel war ein genügsames, ausdauerndes und leistungfähiges Arbeitspferd zu züchten.
Um die ersten Ergebnisse der eigenen Züchtung bekannt zu machen, fand 1928 der erste Gaildorfer Pferdemarkt statt. Die Landbevölkerung sollte sich über die Neuerungen in der landwirtschaftlichen Technik und den Zuchterfolgen der Arbeitstiere informieren können.
Nach dem Zweiten Weltkrieg waren Arbeitspferde nicht mehr gefragt und wurden durch Schlepper und Traktoren verdrängt. Das Pferd änderte seine Rolle, nun war es Freizeitpferd zum Reiten oder Fahren. Mit den veränderten Aufgaben veränderte sich auch das Zuchtziel, nun wollte man ein robustes Freizeitpferd mit guten Anlagen haben.
Im Grunde hat sich an dieser Zielsetzung bis heute nichts geändert. Die Richterinnen und Richter prämieren auf den Kocherwiesen auch bis heute Pferde, die wie es in den Statuten heißt, „aufgrund des Augenscheins nach Gesamteindruck, Körperbau und Gang“ herausragend sind. Gesucht wird also nicht das Spitzenpferd, das Millionen wert sein könnte, sondern ein vielseitiges Freizeitpferd, das den Ansprüchen und Anforderungen der heutigen Anforderungen genügt.
Um die Siegerin zu finden, werden die Pferde in sogenannten „Ringen“ vorgeführt. Die Tiere laufen im Kreis, damit die Richterinnen und Richter den Gang und den Körperbau prüfen können. Die mehr als fünfzehn Richterinnen und Richter haben mehrere Minuten Zeit, die einzelnen Tiere zu bewerten. Nachdem der Sieger eines Rings ermittelt wurde, treten die Sieger der einzelnen Ringe wieder gegeneinander
an. Daraus wird das Siegerpferd des Gaildorfer Pferdemarkts ermittelt. Als Belohnung erhält der Besitzer
neben Geldpreisen das Recht sein Pferd im Festzumzug zu präsentieren.
Die Stutenprämierung ist die Kernveranstaltung des Gaildorfer Pferdemarkts. Es verbinden sich Geschichte und Zukunft der Pferdezucht miteinander und zeichnet den Pferdemarkt im Limpurger Land aus: in Gaildorf stehen die Pferde im Mittelpunkt.
Daher kommen die Pferde auch aus dem ganzen Einzugsgebiet des Pferdezuchtvereins Schwäbischer Wald, von Stuttgart bis Würzburg, von Heilbronn bis Göppingen reicht das Einzugsgebiet.
Seien Sie dabei und schauen Sie sich die besten Pferde des nördlichen Württemberg auf den Kocherwiesen an.
Pferden bei der Arbeit zusehen, das gibt es nur am Gaildorfer Pferdemarkt. Denn hier sehen Sie Gespanne die Langholzstämme durch einen vorgegebenen Parcours ziehen müssen und dort keine Fehler machen dürfen. Mit das Schwierigste: den Holzstamm rückwärts zu schieben und auszurichten. Eine solche Übung offenbart, das Können und das Geschick der Fuhrleute.
Es ist hohe Kunst, die Tiere so zu lenken, dass die Stämme am Ende dort liegen, wo sie liegen sollen. Abkürzungen gibt es keine und die Preisrichter wachen darüber, dass die Fuhrleute ordnungsgemäß ihre Gespanne lenken. Und am Ende gibt es wieder einen Sieger, der am besten, kunstfertigsten und schnellsten, den Langholzstamm an den
richtigen Ort gebracht hat.
Der Holzrücke-Wettbewerb hat in Gaildorf eine lange Tradition. Denn es ist kein Geheimnis, dass Gaildorf die Siedeöfen von Hall mit Holz aus dem Limpurger Land beliefert hat. Dabei mussten die Holzstämme aus dem Wald ins Wasser des Kochers gezogen werden. Das ging nur mit den Rückepferden.
Für den Wald sind Rückepferde eine Wohltat. Sie verdichten nicht den Boden, wie die schweren Maschinen, schonen die umliegende Vegetation und können zielgerichtet, einzelne, sehr schwere und auch große Stämme aus dem Wald schaffen.
Leider ist die Kunst der Fuhrmannsleute rückläufig, weil die Tiere und ihr Unterhalt teurer sind als Maschinen und mehr Arbeit machen. Für die Natur des Waldes sind die Rückepferde aber das Beste, was es gibt. Daher gibt es mittlerweile auch eine Förderung zum Erhalt der Holzrückekunst und zum Schutz des Waldes.
In Gaildorf lebt diese Tradition und es ist eine Freude, beim Holzrücken zuzuschauen.
Mit Pferden kann nicht nur geritten, sondern wie der Fachmann sagt, auch „gefahren“ werden. Gefahren werden aber natürlich nicht die Pferde, sondern die Wagen, die Gespanne.
In Gaildorf können alle Gespanne aller Arten teilnehmen, es gibt keine Beschränkung. Es finden sich Kaltblut- und Warmblutgespanne, und sogar Shetland-Ponygespanne nehmen teil und präsentieren sich dem Publikum.
Es ist imposant, wenn z.B. ein sechsspänniges Percherongespann die Kocherwiesen erzittern lässt und seine Runden dreht. Das Preisgericht bewertet dabei die Pferde und nicht die Kutschen als solches. Denn das Pferd ist der Hauptakteur, ist es gesund, kann es die Kutsche ohne größere Anstrengung ziehen, wie ist der Körperbau und das Gangvermögen, kann das Pferd also gut laufen? Das sind
die Fragen, die sich das Preisgericht stellt und schließlich bewerten muss.
Die Kutschen treten in Gruppen gegeneinander an, aus jedem „Ring“ wird ein Sieger ermittelt. Die einzelnen Sieger treten wieder gegeneinander an, um das Siegergespann zu ermitteln.
Gespanne waren seit jeher wichtiges Arbeitsmittel, denn Pflugschar, Wagen und Schlitten können durch Gespanne leichter gezogen werden. Es schont die Arbeitskraft der Pferde und verlängert ihr Leben. Heutzutage hat sich das Gespannfahren zu einem Freizeitsport entwickelt, der höchste Konzentration und Kunstfertigkeit verlangt. Die Pferde müssen regelmäßig bewegt werden und das Fahren immer wieder trainieren. Das Umfahren von Hindernissen ist dabei eine Trainingsmöglichkeit. In Gaildorf allerdings präsentieren sich die Gespanne ohne solche Wettkampfelemente.
Alle Gespanne haben die gleichen Siegeschancen, seien es Freizeit- oder Weltmeistergespanne.
Kommen und bestaunen Sie die vielen Gespanne.
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