Richard Blezinger (1847-1928), geboren am 8. November 1847 in Gaildorf, war als Apotheker in Crailsheim ein bedeutender Sammler von Fossilien aus dem Lettenkeuper und dem Muschelkalk. Die Universität Tübingen verlieh ihm die Ehrendoktorwürde und die Wissenschaft benannte Fossilien nach ihm, so eine Schnecke Chemnitzia blezingeri oder eine Muschel Myalina blezingeri.
Der württembergische Ministerpräsident Wilhelm von Breitling (1835-1914) wurde am 4. Januar 1835 in Gaildorf geboren. Der Jurist, ab 1879 Landgerichtsrat, wurde 1883 ins Justizministerium berufen und 1896 vom König zum Staatsminister der Justiz ernannt. Die Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches in Württemberg war sein großes Verdienst. 1901 wurde er als Ministerpräsident an die Spitze der württembergischen Regierung berufen. 72jährig trat er in den Ruhestand und starb am 20. April 1914 in Stuttgart.
Der Arzt Heinrich Ellinger (1817-1873) wurde als Sohn eines Bäckermeisters am 18. Januar 1817 in Gaildorf geboren. Ab 1842 Assistenzarzt in der Heil- und Pflegeanstalt Winnenden wurde Ellinger 1847 Direktor der neu errichteten Heil- und Pflegeanstalt des Kantons St. Gallen. Ellinger galt als ausgezeichneter, weitsichtiger und um das Wohl seiner Kranken besorgter Psychiater, der sich um die Krankenhauspsychiatrie der Schweiz große Verdienste erwarb.
Hermann Frasch (1851-1914) wurde am 25. Dezember 1851 in Oberrot geboren und verbrachte seine Kindheit und Jugendjahre in Gaildorf, wo sein Vater seit 1854 Stadtschultheiß war. Im Alter von 17 Jahren wanderte er nach Amerika aus, wo seine Erfindungen und Patente seinen Weltruhm begründeten. Die Entschwefelung des Erdöls und das nach ihm benannte Verfahren zur Schmelzung des Schwefels in der Tiefe, um ihn in flüssiger Form empor zu pumpen, sind seine wichtigsten Erfindungen. Frasch stiftete 1908 der Stadt Gaildorf eine Festhalle, die 1945 zerstört wurde. Nach seinem Tod am 1. Mai 1914 in Paris wurde von der Frasch-Stiftung auf dem Gaildorfer Friedhof ihm zu Ehren ein Mausoleum errichtet. Nach dem Tod seiner Frau wurde sein Leichnam 1924 nach Amerika gebracht wo er nun in North Tarrytown im Staat New York ruht. Das Mausoleum des "amerikanischen Schwefelkönigs" mit seinem Sarkophag dient seither der Stadt Gaildorf als Leichenhalle.
Philipp Christoph Hartung (1706-1776) war von 1739 bis 1764 Diakon und Präzeptor in Gaildorf und danach bis zum Tod am 14. Juli 1776 Pfarrer in Eutendorf. Unter dem Pseudonym P. C. Humano erschien von ihm 1749 "Musicus Theoretico Practicus", die erste deutsche Klavierschule.
Der Kaufmann Eugen Heller (1862-1939) hat sein Vermögen in die Eugen-und-Katharine-Heller-Stiftung eingebracht, aus der alljährlich an seinem Geburtstag, dem 6. Mai, Schülerpreise verliehen werden. Mit dem Eugen-Heller-Preis werden der beste Junge und das beste Mädchen einer Klasse nach den Kriterien der Stiftung ausgezeichnet.
Von 1815 bis 1819 wirkte der Dichter und Arzt Justinus Kerner (1786-1862) als Oberamtsarzt in Gaildorf. In seiner Gaildorfer Zeit entstand u.a. auch die schwäbische Nationalhymne "Preisend mit viel schönen Reden".
In Gaildorf wurde am 14. Juni 1817 Justinus Kerners Sohn Theobald Kerner (1817-1907), der Arzt, Revolutionär und Poet, geboren. Auf dem Gaildorfer Hausberg, dem Kirgel, errichtete der Schwäbische Albverein 1902 den Kerner-Turm als Aussichtsturm.
Der Hofmedicus des Grafen Georg Friedrich Karl von Waldeck und Limpurg-Gaildorf und spätere Oberamtsarzt Dr. Heinrich Moesner (1799-1849) errichtete 1838 in Gaildorf die erste Kaltwasser-Heilanstalt Württembergs, die zunächst mit ihren Heilerfolgen regen Zuspruch erfuhr aber 1843 aus wirtschaftlichen Gründen scheiterte.
Heinrich Prescher (1749-1827) wurde am 19. November 1749 in Gaildorf geboren. Als Pfarrer in Gschwend, wo er 50 Jahre tätig war, widmete er sich der Erforschung der limpurgischen Geschichte. Seine zweibändige "Geschichte und Beschreibung der zum fränkischen Kreise gehörigen Reichsgrafschaft Limpurg" erschien 1789/90 und stellt bis heute die umfangreichste geschichtliche Arbeit über das Limpurger Land dar. Prescher starb am 26. Mai 1827 in Gschwend.
Graf Gottfried (1871-1957) und Gräfin Adele von Pückler-Limpurg (1877-1961) sind als Wohltäter für Stadt und Kirche in die Gaildorfer Geschichte eingegangen. Ihr Schloss wurde am 20. April 1945 zerstört und nicht wieder aufgebaut. Das Gelände vermachten sie der evangelischen Kirchengemeinde zur Errichtung eines Gemeindehauses mit Kindergarten.
Die Stadt Gaildorf wurde mit dem Gelände der heutigen Limpurg-Halle und des Sportplatzes bedacht. Darüber hinaus hat das gräfliche Paar Zeit ihres Lebens kirchliche und städtische Einrichtungen und die Vereine großzügigst gefördert. Ihr Werk lebt in der von ihnen geschaffenen Graf von Pückler und Limpurg'schen Wohltätigkeitsstiftung mit einem Altenheim, Pflegestift und betreutem Wohnen sowie der Förderung evangelisch-kirchlicher Arbeit fort.
Gottlieb Rau (1816-1854) kam 1843 nach Gaildorf, wo er in der vormaligen Kaltwasser-Heilanstalt eine Glasfabrik einrichtete. Sein Hauptinteresse galt den Problemen und der Politik der damaligen Zeit. Nach dem Ausbruch der Revolution 1848 wurde Rau dank seiner brillanten Rednergabe zu einem Wortführer der entschiedenen Linken und wuchs in die Rolle eines demokratisch-republikanischen Volksführers hinein. Im September 1848 verhaftet, wurde er 1851 zu 13 Jahren Festungshaft verurteilt. Der Bankrott der Glasfabrik war unvermeidlich. 1853 zur Ausreise nach Amerika begnadigt, starb Rau am 2. Oktober 1854 in New York.
Der am 18. September 1824 in Gaildorf geborene Karl Reibel (1824-1895), vom König zum Kommerzienrat ernannt, besaß ein großes Handelsunternehmen in Heilbronn, war Mitglied des Heilbronner Gemeinderats, des württembergischen Landtags und des Zollparlaments. Daneben erwarb er sich Verdienste um die Neckar-Schifffahrt, die Zuckerfabrik und die Salzwerke sowie um den sozialen Wohnungsbau.
Karl Rösch (1807-1866) wurde wegen angeblicher revolutionärer Umtriebe 1850 als Oberamtsarzt nach Gaildorf versetzt. Rösch gründete 1847 die Mariaberger Heime im Landkreis Sigmaringen. Aus wirtschaftlicher Not, seine Familie hatte 9 Kinder, wanderte er 1853 nach Amerika aus.
Hermann Strenger (1895-1979), am 18. September 1895 in Gaildorf geboren, arbeitete als Journalist und Literaturkritiker. Sein bekanntestes Werk ist der 1942 erschienene Roman "Strom aus der Erde" in dem er das Leben des aus Gaildorf stammenden amerikanischen Schwefelkönigs Hermann Frasch schildert.
Hans Thierfelder (1913-1987) verlegte 1949 die Produktionsstätte seiner ARWA-Feinstrumpfwerke nach Gaildorf-Unterrot. Drei Jahre später waren in Unterrot 1450 Menschen beschäftigt. Mit Massenimporten und Preiskämpfen begann in den 1960er Jahren der Niedergang. 1973 wurde die Produktion in Unterrot endgültig eingestellt. Thierfelder verkaufte sein Werk. Auf dem Gelände entstand in den 1990er Jahren ein moderner Gewerbepark.
Christof Wagner (1869-1936) führte als junger Forstmann ab 1896 in den Wäldern der Grafen von Pückler und Limpurg das von ihm entwickelte Betriebssystem des Blendersaumschlages ein, mit dem bis heute die Pücklerschen Waldungen erfolgreich bewirtschaftet werden. Ziel war, natürliche begründete Mischbestände zu schaffen und diese so abzusichern, dass keine Sturmschäden entstehen. Schon 1906 wurde Wagner Professor in Tübingen, später Präsident der württ. Forstdirektion und danach wieder Professor in Freiburg.
Gräfin Amalie Charlotte Auguste zu Waldeck-Pyrmont und Limpurg-Gaildorf (1784-1852) war eine geborene Wirths aus Bergheim im Fürstentum Waldeck. Ihr Ehemann Graf Georg Friedrich Karl von Waldeck und Limpurg-Gaildorf musste nach seiner Heirat mit der Tochter aus bürgerlichem Hause auf alle seine Rechte im Fürstentum Waldeck verzichten und zog sich mit ihr 1817 auf den Besitz in Gaildorf zurück. Als Witwe, der Graf war 1826 verstorben, errichtete sie 1846 eine Villa, das spätere Neue Schloss und heutige Rathaus der Stadt Gaildorf.
Reichshofratspräsident Johann Wilhelm Graf von Wurmbrand-Stuppach (1670-1750), der Berater des österreichischen Kaisers, der die ihm von Kaiserin Maria Theresia angebotene Fürstenwürde ablehnte, heiratete am 5. Oktober 1700 in Gaildorf in zweiter Ehe die limpurgische Erbtochter Juliana Dorothea Gräfin von Limpurg (1677-1734). Nach ihm wurde der Wurmbrandsaal im Alten Schloss benannt.